Das Herz liegt in dem Horn

Erfunden an der alten Wassermühle in Söhre am 20.08.2021

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Das Herz liegt in dem Horn

Erster Akt

Die Geschichte beginnt 1779. Es ist ein Superjahr, also ein Jahr, in dem an einem Tag, dem Sprungtag, von Frühling auf Herbst gesprungen wird. Der Frühlingstag ist ein Mittwoch. Und es ist Abend. Als die Kirchturmuhr genau sechs Glockenschläge läutet und der Sprung geschieht, beginnt die Geschichte.

Carola Hupfengruber, 40 Jahre alt befindet sich gerade am Meer an der Adria neben der Innerste. Es ist das Zaubermeer der Göttin Sandmuschel. Carola will die Göttin Sandmuschel anrufen und ihr etwas opfern, dann wäre sie vom Liebeskummer geheilt. Dazu tanzt sie und gräbt dabei ein Loch. Den Liebeskummer zugefügt hatte ihr der 360 Jahre alte Zauberer Ignatius, mit dem sie in einem früheren Leben 200 Jahre zusammen war. Dann hatte er plötzlich Schluss gemacht. Carola hat auch in diesem Leben noch Liebeskummer. Deshalb ist sie ans Meer an der Adria neben der Innerste gekommen.

In der Nähe ist ihr neuer Verehrer, eine männliche Hebamme namens Hildegard. Das war damals für männliche Hebammen ein üblicher Name. Hildegard ist 35 Jahre alt und lauert hinterm Kirchturm, wo er gerade bei einer Geburt ist, und zwar bekommt die Geliebte des Pfarrers gerade ein Kind. Sie heißt Maria und ist durch einen magischen Zauber 14 und auch 20 Jahre alt. Das Alter fluoresziert dazwischen hin und her, sie sieht aber immer aus wie 14. Der Pfarrer heißt Hans Braun und ist 50 Jahre alt. Er ist aber nicht da, obwohl er sehr wohl von der Geburt weiß.

Hildegard beobachtet zeitgleich Carola Hupfengruber. Er ist etwa 100m von ihr entfernt.

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Das Herz liegt in dem Horn

Zweiter Akt

Als die Glocken läuten, geschieht der Zeitsprung und Carola steht plötzlich in der Innersten und ist ganz nass. Ihr Liebeskummer ist weg, ein bisschen Wehmut ist geblieben. Carola ist nun 60 Jahre alt, fühlt sich aber noch wie 40 und sieht auch so aus. Allein, dass sie nun nicht sofort aus der Innerste rausklettern kann, ist ein Zeichen, dass sie wohl doch älter geworden ist.

Auch Hildegard hat den Zeitsprung mitgemacht, ebenso das Baby. Das Baby ist ein Einhorn. Die beiden sind auf einem Floß auf der Innersten gelandet. Carola sieht das Floß. Das Einhorn ist mit seinem Horn im Floß steckengeblieben. Hildegard sitzt daneben und versucht es zu retten.

Dass Pfarrer Hans Braun etwas mit einer 14-jährigen hat, ist Sünde. Dass sie zu diesem Zeitpunkt gerade 14 war, führte außerdem dazu, dass es nicht zu den geplanten Zwillingen kam und so ist die Geburt das Einhorns Ausdruck dieser Sünde. Das Einhorn ist weiß, mit grünen Punkten.

Carola steht also in der Innersten, Das Einhorn schreit sieht Hildegard auf dem Floß, wie er versucht, dem Einhorn zu helfen. Für das Einhorn ist es schlimm, dass es feststeckt. Es schreit. Hildegard gelingt es, das Einhorn zu befreien. Carola weiß, dass Hildegard sie verehrt.

Da sieht sie, wie das Einhorn abrutscht und blubb blubb in der Innerste verschwindet. Carola taucht unter und holt das Einhorn wieder nach oben. Dabei bittet sie die Göttin Sandmuschel um Unterstützung, die sie auch erhält. Carola gibt dem Einhorn Mund-zu-Mund-Beatmung. Diese gelingt aber nicht; das Einhorn hat Schnupfen. Hildegard hilft aus mit einer Herzmassage. Diese gelingt zunächst auch nicht, weil er nicht wusste, dass Einhörner ihr Herz im Horn haben. Das wussten die Göttin Sandmuschel und der Zauberer Ignatius, die Carola zufällig »Das Herz ist im Horn« gleichzeitig in den Mund legen:

»Das Herz ist im Horn«.

Als Hildegard das aus Carolas Mund hört, gelingt ihm die Herzmassage dann doch.

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Das Herz liegt in dem Horn

Dritter Akt

Hildegard und Carola tauschen einen langen Blick – drei Minuten. Erst dann holt er sie auf's Floß, indem er mit den Fingern schnippt. Das funktioniert, weil ihr Name, Hupfengruber, vom Wort "Hüpfen" kommt. Hildegard wusste, dass Carola immer hüpft, wenn man schnippst. Carola weiß das natürlich sowieso. Jetzt ist auch ihre Wehmut verschwunden.

In der Zwischenzeit ist das Einhorn schon wieder abgesoffen, ohne dass Hildegard und Carola es mitbekommen hätten. Es ist aber nicht tot, es schwimmt unter Wasser in der Innerste rum.

Carola und Hildegard küssen sich. Zehn Minuten lang.

Carola hat Hunger auf Zungenragout bekommen, weil es langssam Herbst ist. Also auf nach Diekholzen zu Trolle, dort bekommt man Trollzungen. Sie müssen das Floß also zunächst von der Innerste auf die Beuster bringen. Das geht mit einem Schnipps: Der Zauberer Ignatius hat ein schlechtes Gewissen und will Carola ein bisschen auf die Sprünge helfen. Jetzt schnippt er, zufällig gleichzeitig mit Hildegard. Hildegards Schnippen bringt Carola zum Hüpfen, der Zauberer schnippst genau zeitgleich das Floß auf die Beuster, samt Hildegard. Carola ist aber ja leider noch in der Luft und landet deshalb nicht mit auf der Beuster, sondern fällt direkt wieder in die Innerste, direkt auf das Einhorn, sogar direkt auf das Horn.

Das Einhorn ist tot und das Horn ist Carola bis zum Magen eingedrungen. Carola blutet! Sie ist lebensgefährlich verletzt! Da erscheint die Göttin Sandmuschel.

Hildegard auf der Beuster ist inzwischen völlig verzweifelt. Er heult, weil das Floß auf der Beuster feststeckt: der Fluss ist für das Floß nicht breit genug.

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Das Herz liegt in dem Horn

Vierter Akt

Zurück bei Carola erscheint die Göttin Sandmuschel so groß wie eine Wolke direkt über ihr. Das Einhorn wird wiedergeboren. Es hat gesehen, was es angerichtet hat, und bittet ganz doll um Verzeihung: es schickt seine grünen Punkte los. Das ist eine Rettungsaktion: die grünen Punkte heilen alle Wunden und die Blutung lässt nach. Carola ist geheilt! Die grünen Punkte haben sich in der Wunde aufgelöst. Sie sind nun verbraucht. Das Einhorn ist jetzt weiß.

Carola möchte Hildegard wiedersehen. Der Kuss war toll. Das Zungenragout ist vergessen. Was andere Leute im Mund gehabt haben, will sie nicht essen. Sie hat eher Lust auf ein Ei. Sie klettert aus der Innerste, was ihr hier besser gelingt, weil es an dieser Stelle nicht so steil ist. Nun macht sie sich auf den Weg zur Beuster.

Das Einhorn legt ein Ei auf eine Seerose. Carola sieht das noch, ist aber verwirrt. Sie geht weiter zur Beuster.

Hildegard hat inzwischen mit einem Ochsenhorn, das er bei sich hat, die Feuerwehr gerufen. Er trommelt damit auf einen Baumstumpf. Es heißt "Handy", weil man es in die Hand nimmt. Als die Feuerwehr kommt, lachen sie ihn aus, weil er sitzt und flennt, obwohl in direkter Nähe ein Boot liegt.

Hildegard hört auf zu flennen, bekommt Schluckauf, schickt die Feuerwehr weg, steigt in das Boot und rudert Richtung Innerste.

Carola und Hildegard treffen sich auf halbem Weg. Hildegard schnippst und sie sind wieder zusammen auf dem Boot und küssen sich – wieder zehn Minuten. Da Carola und das Einhorn wegen der Wundheilung noch eine Verbindung haben, ist das Einhorn beim Schnippsen wieder bei ihr. Irgendwann beginnen Carola und Hildegard sich zu lieben auf dem Boot. Ungefähr zu dem Zeitpunkt als das Einhorn platzt. Es hatte zuviel Wasser getrunken. Nun ist es weg. Dafür ist wieder mehr Wasser in der Beuster.

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Wimmelbild

Bild: Ines Glawe

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Alternative Titel

  • Es war Liebe
  • Die Sache mit dem Einhorn
  • Bähm
  • Mein Untergang
  • Der Zeitensprung
  • Herzschmerz
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Themen der Geschichte

Liebe, Zauberei, Magie, Tod, Sünde, Vergebung, Wasser, Träumerei, Rezepte, Wasserwege, Zungenragout, Landkarte, Heilung, Geburt, Sex, Sommermärchen, Fortpflanzung, Perversionen.

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