Harald, der Rhein und das Cis
Erfunden auf der Pfarrwiese St. Georg in Itzum am 12.08.2021
Harald, der Rhein und das Cis
Erster Akt
Harald Holzfeller ist Zauberer und 45 und 47 Jahre alt. Die Eltern haben sich beim Geburtsdatum vertan und haben in der Kirche ein anderes Jahr angegeben als im Standesamt.
Die Geschichte beginnt im Weinkeller seiner Eltern in Detmold. Seine Eltern Ursula (65) und Oskar-Wolfgang Holzfeller (68) schlafen schon im ersten Stock. Es ist ein Winterabend 1955 um 23:00 Uhr. Harald sitzt im Weinkeller auf einem Fass. Im Keller mit ihm ist auch eine riesige schwarze Katze, sie wiegt 5kg und ist einen Meter hoch. Sie heißt Kasimir. Es ist die Katze seiner Eltern und sein Haustier. Er wohnt ja noch zu Hause, oben unter'm Dach. Das Haus ist ein Gefängnis.
Draußen an diesem Winterabend 1955 ist das Wetter bescheiden, es gibt Schnee.
Harald sitzt auf dem Weinfass und streichelt die Katze. Er hatte eine Maus gesehen. Harald hat Angst vor Mäusen. Es ist Freitag und Mittwoch, Harald spielt nämlich mit der Zeit. Er möchte einen Zeitsprung erreichen, er will in die Vergangenheit reisen, aber zur Zeit hängt er fest. Es funktioniert nicht. Die Katze Kasimir fängt ganz laut an zu maunzen. Sie hat die Maus entdeckt. Kasimir hat auch Angst vor Mäusen und springt Harald auf den Schoß. Sie fallen zusammen vom Fass. Harald landet in der Vergangenheit. Die Katze nicht, die ist zu jung.
Er landet allerdings nicht dort, wo er eigentlich hinwollte. Er wollte nämlich zu seinem ersten Schultag am Rhein. Stattdessen landet er in seinem ersten Geburtsjahr (1909 oder 1911) in Kleve auf dem Schloss. Es ist das Familienschloss der Holzfellers. Seine Eltern sitzen gerade im Schloss in der Badewanne. Harald ist immer noch 45 oder 47 Jahre alt und landet genau in seinem Körbchen. Das Körbchen geht dabei kaputt. Ein Diener kommt angerannt, er ist 25 Jahre alt und heißt Emil. Harald liegt da und weint. Emil sagt: »So nicht!« Harald antwortet: »Hilfe!«
Emil, der Diener, fängt an zu schreien. Er kriegt Panik und schreit »Du Tölpel! Wo sind denn bloß die Eltern?« Harald sieht ein bisschen aus wie sein Vater. Emil ist geschockt, weil dort im Körbchen ja ein Baby hätte liegen müssen. Durch einen Windzug öffnet sich die Tür und man hört eine Blockflöte, und zwar die von Haralds bereits damals seit einem halben Jahr verstorbenen älteren Schwester, die nun im Schloss im Kamin spukt. Sie hatte, als sie noch lebte, sehr gern Blockflöte gespielt, und so spielt sie auch als Geist.
Harald hört die Blockflöte und erkennt sie direkt daran, dass seine Schwester immer noch kein Cis spielen kann. Er hört sofort auf zu weinen.
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Zweiter Akt
Die Eltern kommen, in Handtücher gehüllt, aus der Badewanne und schauen, wo das Geschrei herkommt. Der Geist der Schwester schwebt vorbei und die Mutter rutscht auf dem Parkett aus. Sie zieht sich eine Platzwunde am Kopf zu. Harald ist fasziniert vom Geist und bemerkt seine Eltern deshalb zunächst gar nicht. Die Eltern wiederum sehen zwar Harald, nicht aber den Geist. Harald hört, wie seine Mutter aufprallt, und lacht, weil seinem Vater, beim Versuch, Ursula aufzufangen, das Handtuch runtergerutscht ist.
Harald hat seine Eltern erkannt, und er erkennt auch seine Umgebung. Er ist in dem Schloss groß geworden, bis er zehn war. Dann waren seine Eltern pleite. Emil, der Diener, versucht zu helfen: er wirft sich auf den Vater, um dessen Scham zu bedecken. Da lacht Harald noch mehr.
Eigentlich wäre Harald jetzt viel lieber am Rhein, an seinem ersten Schultag, um Wasser in Wein zu verwandeln. Er hatte dort von seiner Zwillingsschwester Henriette das Zaubern gelernt. Diese Fähigkeit wurde bei den Holzfellers von der Mutter an die Tochter weitergegeben. Harald hatte dann sofort den Rhein in Wein verwandeln wollen. Der Versuch war misslungen und der Rhein zu Essig geworden. Seine Eltern hatten eine Ersatzleistung leisten müssen, weil der Rhein gesäubert werden musste. Eltern haften für ihre Kinder! Haralds Mutter Ursula hatte zwar einen Teil der Reinigung übernommen, indem sie den Rhein zurückzauberte, aber wegen der Nebenwirkungen (viele Fische starben), mussten sie bezahlen. Die Familie hatte ihr Schloss verkaufen müssen und zog in das mehrstöckige Gefängnis nach Detmold.
Haralds Plan beim Spiel mit der Zeit war eigentlich: in die Vergangenheit zu diesem Tag zu reisen, den Zaubertrick zu korrigieren und diesmal den Rhein wirklich in Wein zu verwandeln; sich endlich zu beweisen, dass es geht.
Aber jetzt befindet sich Harald im Schloss seiner Eltern und lacht. Zum Glück schwingt in einem zweiten Körbchen, das direkt neben dem kaputten von Harald steht, die kleine Henriette jetzt den Zauberstab. Harald beachtet sie nicht. Aber sie kann Gedanken lesen und beherrscht Zeitsprünge, war auch schon in der Zukunft und weiß von Haralds Wunsch. Henriette zaubert ihren Zwillingsbruder an den Rhein. Zu seinem ersten Schultag.
Dort angekommen verwandelt Harald den Rhein in Wein und bewältigt sein Trauma! Seine Methoden: da er sich auf die Bibel versteht und rückwärtig Gedanken lesen kann, fragt er Jesus. Aber er kann sich nicht entscheiden, ob der Wein trocken oder süß werden soll. Und so entstehen dann doch lediglich zwei Fässer, eins links und eins rechts vom Rhein mit süßem, respektive trockenem Wein. In der Mitte fließt der Rhein unbeeindruckt weiter.
Harald betrinkt sich mit dem trockenen Wein auf seiner Fluss-Seite, fällt in den Rhein und ertrinkt. Doch da kommen einige Fischlein und heben Harald Holzfeller in einer gemeinsamen Aktion nach oben. Sie sind dankbar, dass der Rhein kein Wein geworden ist. Es ist ein Schwarm von Piranhas. Sie knabbern ihn an und Harald erwacht wieder zum Leben. Er war nur scheintot. Seine Zwillingsschwester – es ist auch ihr erster Schultag – kommt, hilft ihm und: verwandelt den Rhein in Wein! Und da denkt Harald, er hätte das geschafft!
nach obenAlternative Titel
- Das Wunder vom Holzfeller
- Zeitreise mal anders
- Die Wahrheit liegt nicht im Wein
- Im Wein liegt die Wahrheit
- Warum ist es am Rhein so schön?
- Der Keller in Detmold
- Harald und die fette Katze