Chaos auf der Insel Frankreich

Erfunden auf dem Rolandplatz in Elze am 19.08.2021

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Chaos auf der Insel Frankreich

Erster Akt

Es ist mittags im Sommer des Jahres 2200. Sabrina Weißwein, 42 Jahre und Schildkrötensammlerin, befindet sich an der Südküste einer großen Insel namens Frankreich in der Karibik. Es ist sauheiß und schwül. Es sind 34 Grad Celcius, das ist aber die moderne Maßeinheit Celsius, von ihrer Oma Elfriede erfunden. Nach unserer Rechnung ist es zehnmal so heiß, also etwa 340 Grad. Das misst Sabrina mit ihrer Handy-App.

Sabrinas Mission war es, Schildkröten zu sammeln und sie landete genau dort, weil ihr Raumschiff abgestürzt war. Sabrina war bereits 2021 auf den Jupiter ausgewandert wegen des Klimawandels. Vor 10 Jahren, also 2190, war Sabrina auf Frankreich gelandet, damals war sie 32. So alt war sie gewesen als sie die Erde einst verlassen hatte – auf dem Jupiter altert man nicht. Auf der Erde auf dem Land altert Sabrina aber natürlich schon.

Die Katastrophe hatte 2021 stattgefunden, damals waren alle Menschen ausgestorben oder ausgewandert. Sieben von ihnen leben z.B. auf dem Mond. Überlebt haben auch zwei Taucher*innen – ein Pärchen namens Helga (25 Jahre) und Erwin (30 Jahre) – die seither großzügig um die Insel herumschwimmen. Sie haben kein Ziel, sie kreiseln nur so rum. Die Taucher*innen haben nur wegen ihrer Neoprenanzüge überlebt. Und wegen der Fische, die sie essen. Die haben auch überlebt. Es sind sehr große Fische mit Neoprenschuppen. Helga und Erwin altern unter Wasser ebenfalls nicht. Unter Wasser ist es eiskalt.

Sabrinas Auftraggeberin war ihre Oma Elfriede, weil es auf dem Jupiter keine Schildkröten gab. Sie hatte nur eine letzte Dose Schildkrötensuppe, die sie von der Erde mitgebracht hatte. Und sie wollte neue. Sie war dann aber gestorben, bevor Sabrina aufbrach. Sie hatte sich beim Schildkrötensuppe-Essen verschluckt. Sabrinas Opa Otto hatte die Mission weiterhin unterstützt. Auch er wollte Suppe.

Gefangen hat Sabrina in all diesen Jahren keine Schildkröte, denn sie ist sehr kurzsichtig. Eine war ihr gestern zugelaufen, eine sehr kleine, so groß wie ein Gummibärchen. Sabrina hatte sie daran bemerkt, dass sie in ihre Hosentasche gekrabbelt war und sie in den Finger gebissen hatte. Aus dem Schildkrötenbuch, das Oma Elfriede ihr gegeben hatte, hatte sie gelernt, Schildkröten an ihren Bissen zu erkennen. Die kleine Schildkröte ist immer noch in der Hosentasche, Sabrina will sie nicht verlieren.

Im Moment befindet sich direkt neben Sabrina eine riesige Schildkröte, so hoch wie ein großes Gartenhaus, die sie trotz ihrer Größe einfach nicht erkennen kann, so schlecht sind ihre Augen.

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Chaos auf der Insel Frankreich

Zweiter Akt

Die riesige Schildkröte bewegt sich und Sabrina nimmt wahr, dass sich da etwas bewegt. Sabrina sieht es schemenhaft. Sabrina will erkunden, was das ist. Sie nimmt sich ihre Kontaktlinsen aus der Kiste, die in ihrer Nähe steht und tut sie sich in die Augen. Dann nimmt sie noch ein Zentimetermaß aus der Kiste – sie will die Schildkröte vermessen, um zu sehen wie groß der Kochtopf sein müsste. Sabrina spricht die Schildkröte an.

Die Schildkröte, es ist ein Weibchen, tanzt Samba. Der Paarungs-Samba Es handelt sich um einen Paarungstanz, und da nähert sich auch schon eine zweite, noch größere Schildkröte, das Männchen: es ist so hoch wie zwei Gartenhäuser übereinander. Das Männchen steht rum und singt.

Sabrina ist noch gar nicht dazu gekommen, die Schildkröte zu vermessen. Sie erschrickt sich, aber freut sich andererseits auch über den Gesang. Sie buddelt sich ein Loch, um sich zu schützen und zu verstecken. Sie steigt hinein. Im Loch ist auch Wasser, da kann sie sich etwas abkühlen. Dann steigt sie heraus, geht zu ihrer Kiste, wo auch ihre Mal-Utensilien sind, und beginnt, ein Bild zu malen. Ihre Angst ist verflogen. Ins Loch zurück könnte sie eh nicht, das Weibchen hat sich über das Loch gestellt und tanzt dort weiter.

Sabrina malt ihre Oma, um die Schildkröte zu hypnotisieren. Oma Elfriede sah vom Gesicht her aus wie eine Schildkröte. Sie hat nämlich Schildkrötenvorfahren. Als das Bild fertig ist, tanzt Sabrina mit dem Bild, um das Männchen zu beeindrucken und zu hypnotisieren. Sie hält das Bild vor sich, sodass das Männchen es sehen kann. Sie tanzt zu ihm rüber. Das Männchen bekommt Angst, weil er die Oma kennt und weiß, dass sie Schildkröten isst. Die Schildkröte ist schon 1000 Jahre alt und weiß sehr viel. Das Männchen läuft weg, ins Meer.

Die andere Schildkröte hat sich inzwischen auf das Loch gesetzt. Sabrina bastelt ein Lasso. Sie wirft es aus, um das Weibchen zu fangen, trifft versehentlich aber einen Taucher und zieht ihn an Land. Es ist Erwin, der mit Helga zufällig vorbeischwamm.

Sabrina verliebt sich sofort unsterblich in Erwin, der noch vom Lasso umwickelt ist und den sie durch die gläserne Taucherglocke sehen kann. Es ist seine Nase, die es ihr angetan hat: Sie ist wie von einer Schildkröte: platt und stupsig: die Nasenlöcher sind platt und in der Mitte ist ein kleiner Stups.

Helga Helga schreit rum kommt aus dem Wasser und ist total sauer auf Sabrina, weil sie Erwin gefangen hat. Helga hat auch eine Taucherglocke auf und schreit rum.

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Chaos auf der Insel Frankreich

Dritter Akt

Sabrina versucht Erwin die Taucherglocke abzunehmen, was zunächst schwer ist. Helga fängt nun an, Samba zu tanzen, um sich einerseits abzureagieren, und andererseits um das Schildkrötenmännchen wieder anzulocken. So will sie Sabrina von Erwin ablenken. Und tatsächlich, das Männchen kommt! Als es aus dem eiskalten Wasser kommt, schrumpft es allerdings auf die Größe eines Smarties.

Die kleine Schildkröte in Sabrinas Tasche war auch mal groß und war ebenfalls geschrumpft, als sie aus dem eiskalten Wasser kam. Das smartiegroße Männchen ist auch bissig.

Die ganzen großen Fische springen und fliegen nun auch alle aus dem Wasser, einige schrumpfen dabei ebenfalls.

Sabrina realisiert, dass wenn man ohne Schutz ins Wasser geht, man Gefahr läuft, zu schrumpfen. Sie ist etwas kopflos.

Die weibliche Schildkröte hat in das Loch Eier gelegt und schrumpft jetzt auch, weil sie mit Wasser nassgespritzt wurde, als die Fische aus dem Wasser sprangen. Sie ist nur noch so groß wie ein Sandkorn und befindet sich nun im Loch. Kann aber noch schwimmen, und ist auch bissig.

Sabrina hat inzwischen ihre Kontaktlinsen verloren und kriegt deshalb nicht mit, wie das große Weibchen geschrumpft ist. Sabrina rutscht auf steinharten Fischeiern aus, die die Fische in ihrem Flug verloren haben und fällt direkt in das Wasserloch, in dem sich die sandkornkleine bissige Schildkröte befindet.

Sabrina schrumpft nun selbst auf die Größe eines Handys.

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Chaos auf der Insel Frankreich

Vierter Akt

Helga und Erwin versöhnen sich, setzen sich ihre Glocken wieder auf, schwitzen, und gehen wieder ins Wasser.

Die sandkornkleine Schildkröte kriecht in die inzwischen sehr kleine Hosentasche von Sabrina, in der sich auch die gummibärchenkleine Schildkröte befindet. Sabrina ist inzwischen an der Wasserobefläche aufgetaucht. In ihrer Hosentasche findet ein Paarungs-ChaChaCha statt, das spürt Sabrina.

Sie steigt auf ein Schildkrötenei unter Wasser und schafft es so, aus dem Loch zu klettern und legt sich in die Sonne. Dort wird sie wieder groß und erreicht ihre Originalgröße.

Vom Sabrina piepst den Jupiter-Pieps Jupiter trifft ein Rettungs-UFO ein, denn Sabrina muss ja mal wieder zurückkommen, wegen der Schildkrötensuppe. Es landet, sie hört es, freut sich, an Bord ist ihr Opa Otto. Otto steigt aus und geht zu ihr hin. Er findet sie, weil sie piepst: den Jupiter-Pieps. Sie liegen sich in den Armen.

Die zwei Schildkröten in ihrer Hosentasche werden nun auch wieder ein bisschen größer, erreichen beide Backsteingröße. Die Hosentasche platzt, die Schildkröten fallen heraus.

Opa tuppert die Schildkröten sofort ein. Sie gehen zum UFO und fahren nach Hause. Dort angekommen verschlucken sich Sabrina und Otto beim Essen der Schildkrötensuppe, die sie aus den eingetupperten Schildkröten gekocht hatten. Sie sterben aber nicht, sondern beschließen, dass sie keine Schildkröten mehr essen wollen und machen mit den bereits gelegten Eiern der beiden getupperten Schildkröten eine Zucht auf.

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Wimmelbild

Bild: Ines Glawe

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Alternative Titel

  • Sabrina vom Jupiter
  • Zukunftsillusionen
  • Sabrina und die Schildkrötensuppe
  • Neues vom Jupiter
  • Um ein Süppchen zu kochen
  • Eine Geschichte aus dem Jahr 2200
  • Chaos auf der Frankreich-Insel
  • Montags auf Frankreich
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Themen der Geschichte

Einsamkeit, Klimawandel, Hunger, Neopren, Paarungsverhalten, Aussterben, Wachstum, Hitze, Fliegende Fische, Tanzen, Liebe, Denkende Lassos, Kälte, Gesang, Schildkrötensuppe, UFOs, Artensterben, Schrumpfen, Verwandlung, Wachsen, Eier, Gegensätze, Fortpflanzung, Wandlung, Generationen.

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