Das Geheimnis der Kirchenuhr

Erfunden an der Grillhütte in Adlum am 11.08.2021

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Das Geheimnis der Kirchenuhr

Erster Akt

Sabine ist 18 Jahre alt und an diesem Sommerabend 1970 um ca. 19:00 Uhr am Teich in Adlum. Genauer gesagt am Ufer. In der Nähe ist der 12-jährige Hermann Mann, Spitzname "Mann" oder auch "Der Mann".

Sabine befindet sich am Ufer, "der Mann" schwimmt im Wasser im Schilf und beobachtet Mücken (die schlüpfen gerade aus dem Wasser) und ein Liebespaar, zwei schwarze Schwäne.

Sabine sieht Hermann nicht, aber sie hört ein quatschendes Geräusch von den Schwänen. Sabine versteht die Schwäne nicht, es ist Schwänisch. Die Schwäne reden über den letzten Gottesdienst in Adlum. Dass es schon ganz lange her ist, dass überhaupt einer stattfand, und auch, dass mal jemand auf dem Kirchturm war. Das war 1950, damals waren die Schwäne gerade vorbeigeflogen und hatten Sabine auf dem Kirchturm gesehen.

Damals war Sabine 80 gewesen und hatte gerade auf dem Kirchturm die Uhr aufgezogen, ihre Reisemaschine. Hinauf gekommen war sie mit speziellen Stelzen. Um zu reisen, musste sie vom Kirchturm springen.

An Oberschenkel-Schuhplattler diesem Sommerabend 1970 kriegt Sabine Mückenstiche und klatscht sich auf die Oberschenkel. Zurück bleibt ein roter Fleck. Und sie erfindet den Adlumer Oberschenkel-Schuhplattler.

Sabine springt ins Wasser, um sich abzukühlen. Da entdeckt sie den 12jährigen Hermann Mann. Sie sagt: »Was machst du da?« – Er antwortet: »Dumme Kuh!« Er kennt sie nämlich und kennt sie auch irgendwie nicht: 1950 war er Küster an der Kirche und 23 Jahre alt und mit Sabine, damals 80 Jahre alt, verheiratet. Er ist auch Zeitreisender, er hat das Prinzip sogar erfunden. Er hat ihr gezeigt, wie das geht. Es ist eine vorwurfsvolle Situation: Hermann reist in der Zeit, Sabine kommt ihm permanent hinterher, er ist genervt.

Schließlich erkennt er die 18jährige Sabine und sie spritzt ihn nass. Sie schwimmen aufeinander zu und bleiben auf dem Grund stehen. Dort diskutieren sie, wie sie da hingekommen sind. Sie hatten sich getrennt, als Sabine 1950 vom Kirchturm gesprungen ist. Sie hatte einen anderen Mann kennengelernt. Gustav Müller, 90. Die beiden hatten sich auf dem Friedhof kennengelernt, als Gustav seine Frau verloren hatte. Sabines Mann, Hermann, war ja immer weg, auf Zeitreise. Und Gustav war zu alt für sie. Sabine hatte sich verliebt, sie hätte Gustav lieber jünger gehabt, so 45. Die Reise zum 45-jährigen war aber misslungen, sie ist stattdessen jetzt hier am Teich.

Die Schwäne überlegen unterdessen, ob sie vielleicht auch in der Zeit gereist sind, weil sie anzweifeln, dass sie von 1950 bis 1970 permanent gelebt haben können... Das lässt sich aber nicht wirklich klären.

Sabine schimpft mit Hermann, dass er ihr falsch gezeigt hätte, wie man reist. Er wollte nicht, dass sie ihm hinterherreist, er hat an der Maschine gedreht, damit das nicht gelingt. Das ist aber schief gegangen, sie folgt ihm immer noch. Sie muss auch, denn sie braucht etwas von ihm, damit sie zu Gustav kommt. Gleichzeitig ist Hermann auch glücklich, dass sie da ist, denn er wollte ja die Trennung gar nicht.

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Das Geheimnis der Kirchenuhr

Zweiter Akt

Gustav will Schwäne füttern und nähert sich, inzwischen 110 Jahre alt, dem Teich. Er ist unterwegs mit seinem Rollstuhl, den er wie einen Rollator vor sich herschiebt. Zwischendurch kann er sich immer mal hinsetzen. Es ist immer noch sommerlich warm. Gustav sieht Sabine und Hermann im Teich stehen.

Sabine riecht Gustav, sie erkennt sein Veilchen-Aftershave, sie weiß sofort, dass er das ist. Sie taucht ab. Es wird ihr alles zuviel. Sie sucht den verwunschenen Karpfen, der Wünsche erfüllt. Sie findet ihn im Schilf. Er ist riesig, etwa 70 cm, bläulich. Das Adlumer "Happy Birthday"-Lied Um sich etwas wünschen zu können, muss sie ein Lied singen, und zwar das Adlumer "Happy Birthday"-Lied. Das tut sie, und sie wünscht sich, dass Gustav jünger ist, 20 Jahre alt.

Der Wunsch geht in Erfüllung und Sabine taucht auf. Gustav schubst seinen Rollstuhl ins Wasser und springt hinterher. Plötzlich sprudelt das Wasser genau an dieser Stelle und der Rollstuhl verwandelt sich in ein Cabrio. Das liegt daran, dass sich dort ein Magie-Knotenpunkt befindet. Der bildet sich immer, wenn Zeitreise und Wunsch-Magie aufeinandertreffen.

Gustav schwimmt auf Hermann zu, er will ihn einladen, mit ihm Cabrio zu fahren. Das sieht und hört Sabine, und sie ist sauer. Sie tritt gegen das Cabrio. Das Cabrio geht unter.

Gustav ist eifersüchtig, weil Sabine immer Hermann hinterhergereist ist. Sie war zwischendurch in allen Jahren immer mal da und dann wieder weg, das hat Gustav immer wieder mitgekriegt. Er wusste gar nicht, dass sie dabei dauernd zu ihm als 45-jährigem wollte. Gustav möchte Hermann fragen, ob er Sabine freigibt, denn sie ist ja immer noch mit dem "Mann" verheiratet, und bietet ihm zum Trost ein paar Hustenbonbons an. »Auf keinen Fall!« sagt Hermann.

Sabine Sabine ist außer sich ist außer sich, weil dieses "Freigeben" so dermaßen altmodisch ist. Sie rauft sich die Haare und reißt sogar einige aus. Da sagt Hermann »Na gut«, und meint: es muss auch Frauen mit Glatze geben.

Gustav macht Sabine einen Heiratsantrag. Und weil "der Mann" Küster ist, könnte der sie ja auch gleich vermählen, denkt er sich. »Aber nur«, sagt Gustav zu ihr, »wenn du keine Zeitreise mehr machst!« . So macht er ihr eine Szene.

Sabine haut ab zum Kirchturm. Sie möchte in die nächste Zeit reisen. Hermann und Gustav bleiben zurück. Die Schwäne haben alles mitbekommen und schwimmen immer um sie herum, machen einen Zauber und fauchen, sodass die beiden nicht aus dem Teich kommen.

Sabine klettert auf den Kirchturm und springt in die nächste Zeit.

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Wimmelbild

Bild: Ines Glawe

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Alternative Titel

  • Sabine
  • Ein Abend am Teich
  • Die Zeitreisenden
  • Schöner Abend
  • Das schöne glänzende Hustenbonbon
  • Das versunkene Cabrio
  • Der alte Mann und der Teich
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Themen der Geschichte

Zeitreise, Eifersucht, Liebe, Adlum, Magie, Fantasie, Tierliebe, Wunscherfüller, Musik, Freizeitsport, Mücken im Adlumer Teich, Religioinsverlust, Glatzen, Alter, Pubertät, Reiselust, Natur, Generationen, Generationskonflikt, Eheprobleme, Heiratsantrag, der alte Mann, Freiheit, Mückenspray.

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